Urbanisierung bedeutet auch: Wohnen, Leben und Arbeiten auf immer engerem Raum. Neues Bauen und digitale Services schaffen Lebensqualität für Mieter, Vermieter und Energieversorger.
Städte sind Anziehungspunkt für Menschen auf der Suche nach Arbeit, Kultur und Selbstverwirklichung. Knapper Wohnraum auf der einen Seite und individuelle Gestaltung von Leben und Arbeit auf der anderen Seite lassen eine große Vielfalt an Wohnformen entstehen. Co-Living, Co-Working und Co-Gardening sind Ausdruck für die Suche nach Gemeinschaft in einer individualisierten Welt. Ob vorübergehend, z.B. für digitale Nomaden oder als langfristige Lebensgemeinschaft, etwa in einem Senioren- oder Mehrgenerationenprojekt. Auch ein neues Verständnis zur Gestaltung von Arbeit und die coronabedingte Flexibilisierung der Arbeitswelt wirken sich auf das Wohnen aus.
Im Zuge der Pandemie haben viele Angestellte die Vorzüge von Homeoffice kennengelernt und wollen diese auch in Zukunft nicht missen. Einer Untersuchung des Branchenverbands Bitkom zufolge, sprechen sich 74 % für eine stärkere Nutzung von Home-Office aus, auch um das Klima zu schonen.
Co-Working-Spaces sind die Alternative zum Home-Office und bieten viele Vorteile.
74 %
sprechen sich für eine stärkere Nutzung von Home-Office aus.
Zulauf verzeichnen auch Co-Working-Spaces. Im Zeitraum von 2018 bis 2020 konnte der Bundesverband eine Vervierfachung der Spaces verzeichnen. Trotz Umsatzeinbußen, bedingt durch die während der Pandemie geltenden Abstandsregeln, ist man in der Branche zuversichtlich, dass durch das Downsizing von Büroflächen Co-Working-Spaces einen festen Bestandteil im „New Normal“ einnehmen werden. „Work near home“ ist ein Konzept, bei dem hochwertige Büroarbeitsplätze von Quartiersbewohnern oder Nachbarn nach Bedarf für Stunden oder Tage gemietet werden können. Mitarbeitende bleiben in ihrem Wohnquartier, sparen Zeit, schützen die Umwelt, haben dennoch soziale Kontakte und können Arbeit und Privates räumlich trennen.
Soviel ist sicher: "One-Size-Fits-All"-Lösungen für neues Leben und Arbeiten gibt es nicht. Vor allem die Wohnungswirtschaft steht hier vor der Herausforderung, Räume zu schaffen, die sich an die jeweiligen Bedürfnisse ihrer Nutzer anpassen. In den wachsenden, vielfältigen Bedürfnissen von Mietern und Bewohnern steckt aber auch enormes Potenzial für neue digitale Geschäftsmodelle. Im Schulterschluss mit der Energiewirtschaft leisten neue Technologien für die Wartung und den energieeffizienten und wirtschaftlichen Betrieb eines Wohnhauses einen Beitrag zum Klimaschutz und senken die Energiekosten für die Vermieter.
"One-Size-Fits-All"-Lösungen für neues Leben und Arbeiten gibt es nicht.
Digitale Mieterkommunikation ermöglicht schnelle und effiziente Prozesse rund ums Vermieten, von der Online-Besichtigung bis zum Schadens- und Reparaturmanagement. Aber auch Services zum Management von Alltagsaufgaben bieten für Wohnungsunternehmen die Möglichkeit, sich als Dienstleister zu positionieren und dienen als Basis für ein gutes, loyales Mieterverhältnis. Vom Brötchenholen bis zum Mobilitätsanbieter direkt vor der Haustür. Von der App zur Buchung der Waschmaschine im Gemeinschaftsraum bis zum digitalen Schließsystem, das den Paketboten erkennt und ihm öffnet.
Auch Stadtwerke haben hier die Chance, sich vom Versorger zum Ansprechpartner für die Herausforderungen des Alltags zu wandeln. Dies kann etwa mit einer zentralen kommunalen Plattform gelingen, in der Leistungen für das Energiemanagement individuell gebucht werden können, die aber auch lokale Informationen zur Verfügung stellt, z.B. Informationen zum Wetter, News, Events in der Region, Abfallkalender, lokale Nachrichten und amtliche Mitteilungen sowie ÖPNV-Fahrplan.
Für Wohnungs- und Energieunternehmen bedeutet das einerseits enormes Einsparpotenzial durch effizientes Prozessmanagement, andererseits die Entwicklung neuer, gewinnbringender Geschäftsmodelle.
Das Interesse an Smart-Living-Solutions ist da, bereits heute nutzt rund jeder Vierte Smart-Home-Technologie, vor allem um die eigene Lebensqualität, Sicherheit und Energieeffizienz zu steigern.
Rund 19 Prozent sind bereit, für eine Smart-Home-Ausstattung eine höhere Miete in Kauf zu nehmen. (Bitkom-Studie 2020).
Im Bundesministerium für Wirtschaft ist man überzeugt: „Smart Living ist für die deutsche Wirtschaft ein wichtiger Zukunftsmarkt. Intelligente Gebäudetechnik kann zu Hause für mehr Komfort und Sicherheit sorgen und dabei helfen, Energie einzusparen. Smart-Living-Anwendungen verbinden wichtige Zukunftsmärkte wie Smart Healthcare, Smart Mobility, Smart City bis hin zu FinTech und sind ein wichtiger Baustein für die Bewahrung technologischer Souveränität der deutschen Wirtschaft.“
Die Aufbruchsstimmung ist in der Wohnungswirtschaft allerdings noch wenig spürbar. In einer Studie der KPMG zur Digitalisierung der Wohnungswirtschaft wird deutlich, dass Digitalisierungsprozesse hier überwiegend zur Optimierung bestehender ERP-Prozesse genutzt werden, statt disruptive Veränderungen anzustoßen. Natürlich ist es sinnvoll, zunächst einmal grundlegende Prozesse zu digitalisieren, sind sie doch die Grundlage zukünftiger Geschäftsentwicklungen. Werden weitere Digitalisierungsprojekte darüber hinaus aber nur zaghaft angegangen, baut die Wohnungswirtschaft nach Meinung der Autoren „eine Bugwelle an Innovationsprojekten vor sich auf“, die es in Zukunft abzuarbeiten gilt. Das kann nur im Schulterschluss mit benachbarten Branchen geschehen, insbesondere mit der Energiewirtschaft, mit der gemeinsame Lösungen rund um Versorgung und Gebäudeautomation entwickelt werden können.
Nutzungshäufigkeit der teilnehmenden Unternehmen in %
• 53% Handwerkerportale
• 35 % Mieterportale
• 27 % Digitale Heizungssteuerung und Verbraucherdatenerfassung
• 10 % Digitale Hauszugänge
Quelle: KPMG-Studie: Digitalisierung der Wohnungswirtschaft 2020
Quelle: KPMG-Studie: Digitalisierung der Wohnungswirtschaft 2020
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