PropTech-Unternehmen sind als Treiber von Digitalisierung und Innovation für die Immobilienwirtschaft relevanter denn je. Höchste Zeit, sich auf Augenhöhe zu begegnen und ernsthafte Kooperationen anzustreben.
Energiekriese, Lieferengpässe, ESG-Regulatorik und Co.: Die Immobilienbranche befindet sich in einer Art Schockstarre. Gleichzeitig herrscht enormer Investitionsbedarf ¬– sowohl kurzfristig in resiliente, effiziente Prozesse als auch langfristig im Hinblick auf die Entwicklung smarter, klimagerechter Städte und Quartiere. Die dringend benötigten Investitionen in Innovation und Nachhaltigkeit sind mit heutigen Geschäftsmodellen kaum oder gar nicht darstellbar. Die gute Nachricht: Eine unglaublich große Zahl von Lösungen für viele brennende Themen liegt bereits auf dem Tisch. PropTechs verfügen über das Wissen und größtenteils auch den Reifegrad, um mit marktfähigen digitalen Innovationen den notwendigen Wandel der Bau- und Immobilienwelt voranzutreiben und diese bei der Gestaltung lebenswerter, klimagerechter Städte der Zukunft zu unterstützen.
Dafür sprechen auch harte Zahlen, die wir aus der PropTech Germany Studie 2022 ablesen können. Die überwiegende Mehrheit PropTech-Unternehmen – allein im deutschen Markt sind es mehr als 800 – konnte in den letzten Jahren enormes Wachstum verbuchen, getrieben zum einen durch die Ausweitung der Geschäftsfelder vor allem hinsichtlich ESG-Themen. Zum anderen durch den enormen Kapitalfluss nationaler wie internationaler Investoren, die das Potenzial von PropTech-Unternehmen längst erkannt haben. Mit einer Summe von über 600 Millionen Euro im DACH-Raum war 2021 für PropTech Venture Capital ein Rekordjahr und bereits im ersten Halbjahr diesen Jahres wurde die Marke bereits geknackt.
Die ehemals „jungen Wilden“ sind erwachsen geworden. Ausgestattet mit Kapital und relevanten Lösungen befindet sich die PropTech-Welt – um es mit dem Gartner Hype Cylce auszudrücken – nach der Phase der Übertreibung und Enttäuschung jetzt auf dem Pfad der Erleuchtung und steuert zügig das Plateau der Produktivität an: die Phase, in der sich die Technologie konsolidiert und breite Anwendung findet. Damit ist die Zeit der Pilotprojekte vorbei. PropTechs bieten Lösungen, die Immobilienunternehmen dringend benötigen, in einem marktfähigen, skalierbaren Reifegrad und sind damit längst keine Bittsteller mehr, sondern Kooperationspartner auf Augenhöhe.
Digitalisierung und Innovation spiegelt sich nicht nur in Technologie, sondern auch in der unternehmenseigenen Kultur. Um Innovationsmanagement zu ermöglichen, braucht es Handlungsfreiheit, Agilität und vor allem Diversität. Diverse Teams von – nicht nur weiblichen – Andersdenkenden, erweitern den Blick, auch für die dringend benötigte Vernetzung von Energie, Mobilität, FinTech und Logistik und ermöglichen erst Disruption.
Darüber hinaus braucht es ein vertieftes Verständnis von Kunden- und Nutzerzentrierung. Viel zu oft geht es in der Immobilienbranche noch um Deals, Glas, Stahl. Dabei sind die Menschen die wertvollste Ressource. Das beginnt bei der Wertschätzung der eigenen Mitarbeitenden und endet bei Auftraggeberinnen und -gebern sowie den Nutzenden der Immobilien. Diese sind Treiber des Wandels, ihre Bedürfnisse und Pains zu verstehen führt zu Disruption, auch das haben PropTechs längst verstanden.
Dass es sich lohnt, die Komfortzone zu verlassen und dass der „Culture Clash“ zwischen Corporates und Start-ups durchaus produktiv sein kann, zeigen viele erfolgreiche Kooperationen. Unter anderem auch das diesjährige Gewinner-Duo des Awards Digitalpioniere der Wohnungswirtschaft, den wir in diesem Jahr erstmals auf der Real PropTech Germany 2022 verliehen haben. Eine Jury, bestehend unter anderem aus Vertretern der Zeitschrift Wohnungswirtschaft, der DigiWoh oder dem Start-up KIWI, zeichnete ein Gemeinschaftsprojekt der Stadt Hockenheim und Plan4 aus, das die Planung von Gebäudesanierungen per Tablet ermöglicht. Die Vielzahl an spannenden Bewerbungen hat uns gezeigt, dass auch bei Wohnungsunternehmes einiges in Bewegung ist.
Wir befinden uns in einer grundsätzlichen Neuausrichtung des Marktes. Da ist es gut, die richtigen Partnerinnen und Partner an der Seite zu haben, die mit Wissen und Technologie unterstützen. Mit Kooperation statt Konkurrenzdenken, Diversität sowie Innovationsmut finden Immobilienunternehmen den Weg aus der Krise und kommen wieder in die Rolle der gestaltenden Akteure, die die vielfältigen Aufgaben, die die Megacities der Zukunft mit sich bringen, entschlossen angehen.