URBANE MOBILITÄT

Urbane Mobilität - So kommen Städte in Fahrt

Mobilität ist ein entscheidender Faktor bei der Energiewende, vor allem in urbanen Zentren. Wohnungsunternehmen und vor allem Energiedienstleister haben hier die Möglichkeit, die Transformation gezielt zu steuern und davon zu profitieren.

Eine Studie zum Mobilitätsverständnis von Jugendlichen zeigt: Nur noch gut jeder zweite Befragte im Alter von 18 bis 25 Jahren verbindet Mobilität mit Freiheit und Unabhängigkeit. Wenig überraschend, da diese Generation mit Staus, Lärm, Luftverschmutzung und Parkraummangel aufgewachsen ist. In den einst autogerechten Städten wird das Auto zunehmend zum Hindernis. Eine der großen Aufgaben für die Zukunft ist es, angesichts des wachsenden Mobilitätsbedarfs Städte wieder lebenswerter zu machen, Ressourcen effizienter zu nutzen und dabei klimaneutral zu werden. Als Lösung gelten oftmals Konzepte wie autonomes Fahren, intelligente Verkehrssysteme, digitale Vernetzung oder E-Mobilität. Intelligente Mobilität muss jedoch zunächst die Bedürfnisse der Menschen erkennen, nur dann kann Technologie sinnvolle Lösungen bieten. Die Frage, was Menschen heute bewegt und welche Aspekte im Zusammenhang mit Mobilität entscheidend sind, fasst Dr. Stefan Carsten, Mobilitätsexperte vom Zukunftsinstitut, wie folgt zusammen:

„Die Mobilität von morgen wird definiert durch das Ineinandergreifen von Arbeit, Wohnen und Freizeit. Von A nach B zu kommen, reicht künftig nicht mehr aus – entscheidend in einer multimobilen Welt sind: Erlebnis, Nachhaltigkeit und Gesundheit.“

Dabei sind die Anforderungen an das Mobilitätserlebnis so vielfältig wie die Menschen selbst: Die einen bevorzugen passive Mobilitätswege und begreifen das Verkehrsmittel als Aufenthaltsort, um die Zeit unterwegs sinnvoll zu nutzen. Perspektivisch werden sich autonome Fahrzeuge bestens als mobile Offices nutzen lassen. Umgekehrt ist jedoch aktive Mobilität für viele Menschen ein grundlegendes Bedürfnis. Fahrradfahren und zu Fuß gehen erlebte im Zuge der Pandemie eine Renaissance. Laut Studie PolisMobility des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt wurden 2020 3,09 Mio. Fahrräder und 1,95 Mio. E-Bikes verkauft.

 

Laut Studie PolisMobility des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt wurden 2020 3,09 Mio. Fahrräder und 1,95 Mio. E-Bikes verkauft. Für Menschen, die nicht so gut zu Fuß sind, bedeutet Mobilität eine Stadt der kurzen Wege, in der sie fähig sind, sich selbst zu versorgen und am öffentlichen Leben teilzuhaben. Viele Berufspendler wiederum schätzen die Möglichkeit, je nach Wetter- oder Verkehrslage zwischen verschiedenen Verkehrsmitteln wählen zu können. Passende Antworten auf diese Vielfalt an Bedürfnissen bieten multimodale Konzepte, die verschiedene Verkehrsmittel verbinden und damit das bieten, was die Bewohner in urbanen Zentren erwarten: maximale Flexibilität und Effizienz zu geringstmöglichen Kosten.

3,09 Mio.

Fahrräder und 1,95 Mio. E-Bikes wurden 2020 in Deutschland verkauft.

Mobility Hubs - Räume verbinden und neue schaffen

Umstiegsplätze für diese multimodale Mobilität sind sogenannte Mobility Hubs. Hier werden nicht nur verschiedene Fortbewegungsmöglichkeiten wie z. B. U-Bahn, Auto, E-Scooter oder E-Bike miteinander verknüpft, die Stationen haben auch das Potenzial, Quartiere und damit ganze Städte neu zu strukturieren. Denn sie sind die neuen Versorgungszentren der Quartiere, an denen sich eine entsprechende Infrastruktur bildet: Geschäfte zur Nahversorgung, Packstationen, Co-Working-Spaces, Ladestationen für E-Mobilität, Cafés. Digitale „Mobility as a Service“-Anbieter verbinden unterschiedliche Verkehrsmittel auf einer Plattform, die Buchen, Nutzen und Bezahlen simpel und mit wenigen Klicks ermöglicht.

 

Mobility Hubs bieten die Möglichkeit, bequem von einem auf das nächste Verkehrsmittel umzusteigen.

Chancen für die Energiewirtschaft

So viel Mobilität benötigt natürlich eine Menge Energie. Eine verzahnte Infrastruktur, in der Energie, Verkehr und Smart Living effizient funktionieren, wird gerade für die Versorgung mit erneuerbaren Energien immer wichtiger. Den Aufbau einer dezentralen Infrastruktur zur nachhaltigen Stromerzeugung in den Quartieren gilt es im Schulterschluss mit den Kommunen und gemeinsam mit lokalen Wohnungs- und Energieunternehmen anzupacken. 

 

Bei der Tätigkeit von Energieversorgern in neuen Geschäftsfeldern steht Mobilität mit 93 % an erster Stelle. 

 

Quelle: Kowid-Studie 2020: "Urbane Mobilität als neues Geschäftsfeld für Energieversorger?"

Viele Energieversorger haben das Potenzial für gewinnbringende Geschäftsmodelle erkannt und bieten schon jetzt vielfältige Services und Dienstleistungen: Technologien für die Hausautomatisierung und zur dezentralen Energieerzeugung oder für die Nutzung von Elektromobilität. Das Angebot reicht von der Beratung, Planung und Konzeption über die Infrastruktur und Ladetechnik bis hin zur Stromlieferung und dem passenden Tarif.

„Mit modularen und maßgeschneiderten Mobilitätskonzepten haben Energieunternehmen die Chance, sich zu integrierten Mobilitätsanbietern zu entwickeln.“

Eine Kowid-Expertenbefragung zeigt, dass man erfolgversprechende Lösungen vor allem in der Kooperation, etwa mit Herstellern von Ladestationen und Energiespeichersystemen, Wohnungsunternehmen, Mietfahrzeug- bzw. Sharing-Anbietern, aber auch Start-up-, Verkehrs- und IT-Unternehmen sieht. 

Als Hemmnisse für die Transformation gelten hohe Investitionskosten angesichts einer unklaren Verteilung von Fördermitteln, aber auch Regulatorik im Umgang mit Daten. Selbstkritisch sieht die Energiebranche auch unternehmensinterne Hindernisse, etwa die eigene Kultur, interne Prozesse oder Ressourcenmangel, die umfassenden Kooperationen im Wege stehen. Die Praxis zeigt, dass Kooperationen mit Start-ups sinnvoll sein können, um voneinander zu lernen und neue Wege zu gehen. Durch die unterschiedlichen Kulturen entsteht zwar Reibung, aber die erzeugt ja bekanntlich auch Energie. 

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