KONNEKTIVITÄT

Digitalisierung sollte mit
einfachen Massenprozessen starten

Die Diskussionen der zurückliegenden WE-thinkfuture haben gezeigt: Eine erfolgreiche digitale Transformation von Wohnungs- und Energiewirtschaft braucht eine gründliche Grundlagenarbeit, etwa in der Prozessoptimierung.

Dr. Stefan Krausz
Dr. Stefan Krausz, Geschäftsführer der pixolus GmbH, über das große Innovationspotenzial der kleinen Prozesse, wie der Zählerdatenerfassung:

Es ist kein großes Geheimnis: Der Blick von außen ist wichtig und hilfreich. Gerade wenn es darum geht, Ideen für neue Produkte und Services zu entwickeln, hilft der Abstand zu den etablierten Prozessen des Alltagsgeschäfts einer Branche. Mit dieser Distanz zu den internen Branchenthemen von Energie- und Wohnungswirtschaft nehmen wir sehr genau wahr, wie unterschiedlich Unternehmen innerhalb beider Industrien auf den Transformationsdruck beim Thema Digitalisierung reagieren.

Auf der einen Seite stehen Unternehmen, die Heerscharen von Unternehmensberatern mit Effizienzprojekten beauftragen und viel Geld für Analysen und Präsentationen ausgeben, ohne, dass daraus immer auch konkret umsetzbare Maßnahmen entstehen. Auf der anderen Seite herrscht Pragmatismus und viele kleine Optimierungen werden einfach praktisch umgesetzt. Es ist schwer, ein Urteil zu fällen, welcher Weg der richtige ist. Genauso wenig gibt es ein allgemeines Erfolgsrezept wie es ein allgemeines Verständnis für das Buzzword Digitalisierung gibt. Das ist von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich. Manch eines zeigt sich dynamisch, andere sind eher zögerlich. Als Quereinsteiger können wir gut beobachten, dass Unternehmen dann Effizienzfortschritte erzielen, wenn sie neue Chancen beherzt ergreifen und sich trauen, pfiffige neue Lösungen konsequent umzusetzen.

Die kleine Prozessoptimierung als Anfang von etwas Größerem

Die pixolus GmbH entwickelt App- und Scan-Lösungen rund um das Gebiet der Datenerfassung – etwa von Strom-, Gas-, Wasser- und Wärmezählern. Ursprünglich mit Fokus auf der Energiewirtschaft ist über die Zusammenarbeit mit der Aareal Bank die Wohnungswirtschaft dazugekommen. Und der Blick auf beide Branchen zeigt: Es gibt noch Luft nach oben für Verbesserungen, nicht zuletzt auch, was das Digitalisierungspotenzial von Kernprozessen betrifft, sowohl innerhalb der Branchen als auch branchenübergreifend.

Die Zählerablesung ist ein spannendes Beispiel für einen solchen Prozess, bei dem viel Raum für Optimierung bleibt. Die ungeliebte Saison der Zählerablesung bedeutet für alle viel Aufwand und einen hohen Einsatz von Ressourcen – und oft Momente der Frustration, da die traditionell händische Erfassung mit ihren Medienbrüchen fehleranfällig ist. Sicher, man könnte nun sagen, dass es ein Prozess ist, der seit Jahrzehnten funktioniert und man nur die Zähne zusammenbeißen muss, bis die vollständige Umstellung auf Smart Meter in Deutschland vollzogen ist. Deutschland tut sich aber mit dem Smart Meter-Rollout schwer, nicht zuletzt, weil das Thema Datenschutz hier eine so große Rolle spielt und es wenig Anreize gibt, auf Smart Meter umzusteigen. Wir gehen deshalb fest davon aus, dass es auf absehbare Zeit einen klaren Bedarf geben wird, die Erfassung nicht-vernetzter Zähler mit moderner Software zu unterstützen. Als branchenübergreifender Prozess ist die Zählerablesung zudem eine ganz wichtige Kommunikationsschnittstelle von Energie- und Wohnungswirtschaft. Es zeigt sich auch, dass die kleinen Schritte durchaus Türöffner für umfassende Transformationsprozesse sein können – bieten sie doch einen übersichtlichen Rahmen, in dem sich Neuerungen und Veränderungen sicher testen lassen.

Pixolus ist im Team mit der Aareal Bank angetreten, um mit Aareal Meter diesen Bedarf abzudecken. Die Lösung vereint die Branchenkenntnis der Aareal Bank mit den bewährten pixolus-Lösungen zur Datenerfassung. Aareal Meter hat zwei Komponenten: Erstens das Dispositionsportal, in dem Ableseaufträge disponiert, verschickt und Ablese-Daten und Fotos korrekt zuordnet werden und zweitens die Ablese-App, die den Zählerstandort zeigt, den Zähler per Barcode zuordnet und den Zählerstand automatisch per Kamera digitalisiert und die Daten versendet. Anwender brauchen also lediglich einen Browser als Zugang zum Dispositionsportal sowie ein Smartphone zur eigentlichen Zählererfassung – die App Aareal Meter funktioniert hierauf weitgehend selbsterklärend. Die Zählererfassung wird effizient und so einfach wie der Schnappschuss mit der Handy-Kamera.

Und bei aller Einfachheit muss sich auch eine so bequeme Lösung erst durchsetzen. Zum einen in den Unternehmen selbst – bei allen Datenerfassungsthemen schwingt natürlich auch das Sorgenthema Datensicherheit mit. Zum anderen aber auch bei den Ausführenden, etwa bei den Hausmeistern, die für den Ableseprozess verantwortlich sind. Obwohl das Smartphone im Alltag vertraut ist, gibt es mitunter Berührungsängste, dieses als Tool für die Zählerablesung heranzuziehen. Wir haben diesen Konflikt live vor Ort erlebt und umso schöner war dann die Wandlung, wenn die ablesende Person feststellte, wieviel einfacher es ist, wenn die händische Erfassung wegfällt.

Die Vision: Das Schweizer Taschenmesser zur Datenerfassung

Dieses positive Erleben von Neuerungen hat einen stärkenden Effekt auf den Innovationswillen von Mitarbeitern. Wenn ich im Kleinen erlebe, dass eine Neuerung mir die tägliche Arbeit erleichtert, bin ich auch eher bereit, umfassenderen strukturellen Neuerungen zu folgen. Deshalb lohnt es sich im Transformationsprozess der Prozessoptimierung mitunter einen Schritt zurück zu machen und in kleineren Lösungen zu denken, bevor es an den großen Wurf geht. Und auch die digitalisierte Zählerablesung, wie sie mit Aareal Meter möglich wird, ist nur ein erster Schritt. Denkbar wäre das Smartphone als Schweizer Taschenmesser der Datenerfassung. Ob Gaszähler oder Prüfplakette: einfach per Handykamera Daten erfassen und über ein Portal zusammenführen. Und natürlich sollten parallele Entwicklungen – wie der Smart Meter-Einbau – sinnvoll eingebunden werden.

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