Was klimagerechte Stadtentwicklung der
Zukunft angeht, ist es höchste Zeit, ins Handeln zu kommen. Und das geht am besten mit
Kooperation und Mitbestimmung.
Mit ambitionierten Zielen seitens der Politik sollte in der Wohnungswirtschaft der Stein für verstärkte Bauvorhaben und Klimaschutz ins Rollen gebracht werden, aber explodierende Bau- und Energiekosten sowie die KfW-Förderstopps haben die Branche jäh ausgebremst. Um angesichts der Hürden dennoch voranzukommen, braucht es seitens der Politik realistische Entwicklungspläne und massive Unterstützung in Form von Finanzierungs- und Förderprogrammen. Denn was die Politik so einhellig fordert, muss sie auch fördern. In einer Situation wie dieser wäre es jedoch fatal, der Politik die alleinige Verantwortung zuzuschieben und auf Handlungsimpulse zu warten.
Getragen vom Transformationswillen und branchenspezifischen Know-how ist die Wohnungswirtschaft gefragt, selbst die Initiative zu ergreifen. Der Schulterschluss der Branche ist hierbei unabdingbar, denn starke Kooperationen erhöhen die Schlagkraft der gemeinsam handelnden Akteure und mittelbar auch die Zukunftsfähigkeit der Branche. Für uns von der Hofheimer Wohnungsbau (HWB) war es daher eine Selbstverständlichkeit, uns der „Initiative Wohnen 2050“ anzuschließen. Das von der Nassauischen Heimstätte|Wohnen ins Leben gerufene Bündnis der Wohnungswirtschaft hat die Einhaltung des Pariser Klimaschutzabkommens im Gebäudesektor zum Ziel. Neben Wissenstransfer und der gemeinsamen Entwicklung von energieeffizienten Lösungen versteht sich die Initiative auch als Sprachrohr, um Forderungen gegenüber der Politik deutlich zu machen. Das zeigt aus meiner Sicht: Wohnungsunternehmen sollten sich zwingend auf Partnersuche in der eigenen Branche begeben.
Branchenübergreifende Kooperation ist dagegen gefragt, wenn es um die Entwicklung energieeffizienter, lebenswerter Quartiere geht. Wohnraumentwicklung ist auch Stadtentwicklung, davon sind wir überzeugt und engagieren uns hierfür gemeinsam nicht nur mit kommunalen Akteuren, sondern auch lokalen Partnern wie Handel, Gastronomie, Kultur oder Mobilitätsanbietern. Start-ups sind entscheidender Innovationsmotor für die Wohnungswirtschaft, so dass die Branche auch hier gut beraten ist, die Augen offen zu halten.
Als Partner von hubitation haben wir von der HWB das Ohr ganz nah an der Start-up-Szene. Derzeit planen wir in Kooperation mit dem schwedischen Start-up AktivBo eine Befragung von Mietergruppen zum Thema Instandhaltung.
Denn bei allem Bestreben nach Kooperation wurde viel zu oft eines außer Acht gelassen: die Bedürfnisse von Mieterinnen und Mietern. Die Mitbestimmung von Bürger- und Mietergruppen ist bei der Gestaltung lebenswerter Städte der Zukunft zentral. Nur so lassen sich Maßnahmen identifizieren, die letztlich auch die Rentabilität erhöhen. Wenn etwa bei Infrastrukturprojekten die Nutzungsbereitschaft und -häufigkeit bekannt ist, können Bauträger, Energieversorger und Infrastrukturanbieter gemeinsam sinnvolle Konzepte entwickeln, die dann auch genutzt und gezahlt werden. So lassen sich im Zuge von Smart Cities Potenziale für die Wohnungs- und Energiewirtschaft frühzeitig erkennen und heben.
Mit starken Partnerschaften und Kooperation sowohl branchenintern als auch mit branchenfremden Akteuren, Start-ups sowie den Bewohnergruppen kann die Wohnungswirtschaft einiges in Bewegung bringen. Nur durch Mitbestimmung aller relevanten Akteure kann die Stadt der Zukunft Gestalt annehmen. Mitbestimmung, das heißt: zuhören, andere Meinungen zulassen, realistische Ziele setzen und auch mal Kritik aushalten – wie eben in jeder guten Partnerschaft auch. Nur so kann sich die Wohnungswirtschaft in eine günstige Ausgangsposition bringen, um voll durchzustarten, wenn die Politik wieder grünes Licht gibt.